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Öko-Zeichen in Berlin: BÖLW-Bio-Empfang,Demo,Grüne Woche

Dieses Jahr gingen die agrar-politischen Auftaktveranstaltungen in Berlin wieder live und in Farbe über die Bühne: Die Wir-Haben-Es-Satt-Demo mit 10.000 Teilnehmern, mit vielen guten Sprechern und großem Rahmenprogramm. Die Zentrale Botschaft: Gutes Essen für alle, für eine sozial gerechte Agrar- und Ernährungswende. Auf dem BÖLW-Bio-Empfang am Vorabend der Demo erklärte der Grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir seine weitere Strategie, um die ökologische Transformation nach vorne zu bringen. Er bekräftigte einmal mehr seine ambitionierten Ziele. Auch die Internationale Grüne Woche setzt an verschiedenen Stellen ökologische und nachhaltige Zeichen.

Meine Zusammenfassung und Ausschnitte aus verschiedenen Reden sowie Impressionen von der Demo im Video.

Tina Andres bei ihrer engagierten Rede auf der Bühne der WHES-Demo (Video: Karin Heinze)

Minister Cem Özdemir spricht auf dem BÖLW-Bio-Empfang

Vor über 500 geladenen Gästen beim 7. Bio-Empfang des BÖLW auf der Internationalen Grünen Woche sprach Agrarminister Cem Özdemir vor Spitzenvertretern aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Presse. Er ging auf eine Reihe von bereits verankerten Punkten ein, die eine ökologische Transformation im Agrarbereich befördern sollen und hielt diese dem Vorwurf entgegen, er gehe zu mutlos und zu langsam vorwärts. Er verwies auch

auf die wissenschaftlich belegten Umweltleistungen des Öko-Landbaus, der mit seiner umweltschonenden Wirtschaftsweise jedes Jahr klimarelevante Umweltkosten von 750 bis 800 Euro je Hektar einspare. Die aktuelle Bio-Fläche von 1,8 Millionen Hektar erspare somit der Gesellschaft 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Übertragen auf das 30 Prozent Bio-Ziel der Bundesregierung bis 2030 könnten jährlich sogar 4 Milliarden Euro an Kosten eingespart werden. Die Zukunftsstrategie Öko- Landbau (ZöL) soll das Engagement der Bundesregierung für Bio weiter stärken.


BÖLW-Vorsitzender Tina Andres geht es zu langsam!

Sowohl in ihrer kraftvollen Rede auf dem BÖLW-Bio-Empfang als auch von der Bühne der "Wir Haben es Satt"-Demo am Brandenburger Tor forderte Tina Andres mehr Tempo beim Umbau der Agrar- und Ernährungswirtschaft. "Wir haben keine Zeit mehr und wir haben das Warten so satt", erklärte sie. Sie zeigte auch die volkswirtschaftlichen Schäden auf, die ein Weiter-so verursacht:

Bild (Karin Heinze): Landwirtschaftsminister Cem Özdemir rechtfertigt auf dem BÖLW-Bio-Empfang seine Vorgehensweise und stellt mehr Gelder für die ökologische Forschung in Aussicht.
„Die großen Krisen, der Klimawandel und das Artensterben kosten uns 90 Milliarden Euro ökologische Folgeschäden im Jahr! Und wenn wir nichts tun, kosten sie uns die Welt. Wir müssen jetzt handeln: Ökologische Landwirtschaft ist der Weg, um auch in Zukunft klima- und generationengerecht gesunde Lebensmittel für alle zu erzeugen. Ohne Pestizide, frei von Gentechnik, mit dem höchsten Tierwohl und innerhalb der planetaren Grenzen.“ (Tina Andres)

Vulnerable Gruppen und Menschen des globalen Südens nicht vergessen!


Monsignore Pirmin Spiegel, selbst lange in Brasilien tätig, mahnte in seinem Grußwort auf dem BÖLW-Bio-Empfang Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, in ihrem täglichen Handeln stets die vulnerablen Gruppen im Blick zu behalten. Der Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerkes MISEREOR e.V., zeigte auf, wie wichtig der Umbau eines nicht-nachhaltigen Wirtschaftssystems hin zu Monsignore Pirmin Spiegel (Foto: MISEREOR e.V) nachhaltig ökologischem Landbau ist.


Die planetaren Grenzen, die Grundlage für die tägliche Nahrung von Milliarden Menschen im globalen Süden sind, müssen endlich eingehalten werden. Nur mit intakten Öko-Systemen lasse sich die Welternährung sichern. (Pirmin Spiegel)

Er verwies auf das tiefe Verständnis indigener Völker von Zusammenhängen zwischen der Art des Wirtschaftens und dem täglichen Essen, beispielsweise bei der Nutzung der Regenwälder. Stark gestiegene Preise für Pestizide und mineralischen Stickstoffdünger machten den ökologischen Landbau für kleinbäuerliche Kooperativen attraktiver. Bio helfe ihnen, den massiven Anstieg der Nahrungsmittelpreise zu dämpfen und sich von existenzbedrohenden Abhängigkeiten zu befreien. Anders als bei uns, seien im globalen Süden die Erträge sogar höher als bei konventioneller Erzeugung. Spiegel schloss mit dem Appell, dass alle ihr die Erträge des Öko-Landbaus oft gleich hoch oder Möglichstes tun müssten, um Würde für alle in der Schöpfung zu ermöglichen.


Weitere Infos in der ZKL Broschüre:

Breites Bündnis trägt WHES-Demo und 10.000 folgen dem Aufruf

Der Jugendblock ist an der Spitze der Demo und fordert lautstark eine sozial gerechte, ökologische Agrar- und Ernährungswende

(Foto: Karin Heinze )


Bündnis von über 100 Organisationen – nicht nur Bäuer*Innen

Es war einfach mal wieder nötig und so gut, dass dieses unglaublich breite Bündnis quer durch alle Generationen und gesellschaftlichen Gruppen als "Bauern-Demo", wie sie in Berlin auch genannt wird, für eine sozial-gerechte Agrar- und Ernährungswende durch die Straßen Berlins gezogen ist! Beeindruckend das Engagement vieler junger Menschen, die auch schon am Vorabend bei der "Schnippel-Disco" aktiv waren, sich kreative Verkleidungen, Plakate und Motiv-Wägen erdacht und gebastelt hatten. Gute Stimmung, friedlicher aber lauter Protest und großartige überzeugende Sprecher auf der Bühne.

Schnippel-Disco am Vorabend der Demo, stark vertreten ist die BUND-Jugend, große Bühne am Brandenburger Tor, Protest-Zug

(Fotos Karin Heinze)


Schon am Samstagvormittag (21.1.2023) übergaben die Bäuerinnen und Bauern, die mit ihren Traktoren nach Berlin gekommen waren, eine Protestnote an Minister Özdemir und die rund 80 versammelten Agrarminister*innen der Welt am Auswärtigen Amt. Zudem fand der 6-Punkte-Plan für gutes Essen für alle seinen Adressaten im Agrarminister. Über 100 Organisationen – von Landwirtschaft über Umwelt- und Sozialverbänden bis zu Gewerkschaften und Erwerbslosen-Initiativen – fordern von der Bundesregierung höhere Sozialleistungen, faire Erzeuger*innenpreise und gute Löhne.


Grüne Woche setzt grüne Zeichen

Aufwändig grün gestaltet, die Halle des BMEL. (Foto: Karin Heinze)


Auf der IGW konnte man durchaus grüne Signale entdecken. Das Bundesministerium widmete "seine Halle" den Themen Klimaschutz, Artenvielfalt und Tierwohl - der Zukunft der Landwirtschaft. Die Bio-Verbände zeigten in einer weiteren Halle Präsenz und konnten sich in diversen Diskussionsrunden einbringen.

Blühende Vielfalt in der BMEL Halle (Foto: Karin Heinze)


Langzeitstudie der TU München zu den „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus" zeigt Milliarden-Einsparungen auf

Der geplante Ausbau des Öko-Landbaus auf 30 Prozent ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch dringend geboten. Das geht nach Einschätzung von Naturland-Präsident Hubert Heigl aus einer auf der Internationalen Grünen Woche vorgestellten Langzeitstudie der TU München zu den „Umwelt- und Klimawirkungen des ökologischen Landbaus“ hervor.

Über 10 Jahre wurden 80 landwirtschaftliche Betriebe - konventionell und BIO - bezüglich ihrer Umwelt- und Klima-Wirkungen "unter die Lupe genommen". Prof. Dr. Hülsbergen (TU München) überreichte die Studie auf der IGW an Staatssekretärin Silvia Bender.

Der Studie zufolge würde ein Ausbau des Öko-Landbaus auf 30 Prozent zu Einsparungen von Klimafolgekosten in Höhe von vier Milliarden Euro pro Jahr führen. Damit ist klar: „Der Ausbau des Öko-Landbaus ist ein Gebot der ökologischen und auch der ökonomischen Vernunft“, sagte Naturland Präsident Heigl auf der Grünen Woche. Es könne daher auch „nur eine einzige ökologisch sinnvolle Mehrwertsteuersenkung geben, nämlich null Prozent auf alle Bio-Lebensmittel“, fügte Heigl hinzu.


Eine kostenlose PdF-Version der Studie zum Download auf der Internetseite des Lehrstuhls für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der Technischen Universität München : Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme: Home (tum.de)


Autorin: Karin Heinze, BiO Reporter International









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