Voraussichtlich am 30. November 2022 will die EU-Kommission einen Vorschlag zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Handelswaren vorstellen, den so genannten „Product Environmental Footprint“ (PEF). Bis Ende 2023 sollen konkrete Vorgaben für ein einheitlich geregeltes und transparentes Nachhaltigkeitslabel entwickelt werden, das VerbraucherInnen helfen soll, sich für nachhaltige Lebensmittel zu entscheiden. Kritik wird von der Bio-Branche laut. Für IFOAM Organics Europe, diverse NGOs und den BNN sind die Bewertungsstandards des PEF unzureichend, irreführend und inakzeptabel.
Die Bio-Branche wünscht sich das Planet-Score Label und lehnt die von der EU vorgeschlagenen Kriterien für einen Product Environment Footprint (PEF) ab.
„Mit echter Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln hat der PEF nicht viel gemeinsam“, erklärt Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. Die Meßmethoden, die dem Label derzeit zugrunde liegen, seien nicht geeignet die Umweltleistung von Agrar- und Lebensmittelprodukten zu bewerten. Zum Beispiel schneiden Eier von Hühnern in Käfighaltung besser ab als Eier aus Freilandhaltung, die wiederum besser abschneiden als Bio-Eier. Allgemein gilt, je intensiver die Haltungsform eines Tieres ist, desto besser schneidet sie bei der Bewertung der Produkte als Indikator für den Ertrag ab. Das kann doch nicht das Ziel der EU-Kommission sein!
Erklärvideo der BNN-Info-Kampagne
Der Planet-Score ist mehrdimensional und differenziert
Anders hingegen der so genannte Planet-Score, ein Umwelt-Label, das die ökologische Nachhaltigkeit von Lebensmitteln bewertet. Er geht auf eine Initiative von 16 französischen Verbraucherschutz- und Umweltverbänden zurück und wurde u. a. vom französischen Forschungsinstitut für ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel ITAB (Institut de l’agriculture et de l’alimentation biologiques) entwickelt. Er ist mehrdimensional und differenziert in die Unterkategorien Pestizide, Biodiversität und Klima und bei tierischen Produkten zusätzlich Tierwohl. Dabei berücksichtigt der Planet-Score auch die planetaren Grenzen, erklärt der BNN. Dadurch ließe sich die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln umfassender und transparenter abbilden als herkömmliche Lebenszyklusanalysen - es können noch weitere Aspekte wie Entwaldung oder Pestizidbelastungen in die Bewertung miteinbezogen.
Politik muss sich in EU-Vorhaben einmischen
An die Bundesregierung gerichtet, fordert der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V., „die Debatte um eine Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmitteln in Deutschland aktiv zu moderieren und voranzutreiben, damit sich der größte europäische Absatzmarkt für Bio-Lebensmittel mit einer eigenen Haltung auf europäischer Ebene in den Prozess einbringt und ihn aktiv gestaltet.“ Auch auf europäischer Ebene sprachen sich im Rahmen einer ganztägigen Veranstaltung von IFOAM Organics Europe am 26.10.2022 Sprecher der Grünen (EFA/ The Greens) im EU-Parlament sowie Verbraucherschutz,- Umwelt - und Bio-Verbände in Brüssel für den Planet-Score aus.
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