Erstmals haben die wichtigsten Akteure der Gentechnikfrei-Bewegung in Europa - ARGE Gentechnik-frei, Donau Soja, der europäische Non-GMO Industrieverband ENGA, die ProTerra Foundation und der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik VLOG - gemeinsam eine internationale Konferenz ausgerichtet. Gemeinsam mit Produzenten, Herstellern, auch aus Übersee, sowie Händlern wurden im Rahmen des Non-GMO Summit, Chancen und Herausforderungen entlang der Lieferkette diskutiert. Gemeinsam mit dem Publikum suchten die Podiumsteilnehmer nach Lösungen, um den Non-GMO- sowie den entwaldungsfreien Sektor zu stärken. Rund 200 Teilnehmer aus 19 Ländern und 4 Kontinenten waren in Frankfurt zusammengekommen.
Foto @NinaWerth / Hauptthema der Konferenz war die Frage wie eine stabile "Ohne-Gentechnik"-LIeferkette und der entsprechende Markt aufgebaut werden können. Das wurde in vier Sessions mit den Vertretern der Schlüsselindustrien entlang der Lieferkette diskutiert.
Tatsache ist, dass seit Jahren eine konstante Mehrheit der Verbraucher Lebensmittel wünscht, die ohne Gentechnik hergestellt werden. Dies zeigt sich in wachsenden Non-GMO-Märkten in vielen EU-Ländern und einem weltweit wachsenden Bio-Markt. Österreich mit dem ersten Ohne-Gentechnik Kennzeichnungssystem hat 6.500 gentechnikfreie Produkte auf dem Markt und Deutschland hatte 2022 einen Umsatz von 16 Mrd. €, 80% davon mit Milch in gentechnikfreier Qualität (Zahlen von VLOG). Inzwischen wünschen sich viele Verbraucher auch eine ethische Beschaffung und Abholzung ist als Thema, das in den Fokus gerückt ist. Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie
Foto @karinheinze/ Links Susanne Formwald, Donau Soja und Lieferketten soll 2025 in Kraft treten.
Emese van Maanen, ProTerra Foundation erklären die Aufgaben Wegen des vergleichbaren Aufwands ist eine gemeinsame Zertifizierung von gentechnikfreiem und entwaldungsfreiem Soja der praktikabelste Ansatz. Das nach den Standards der Mitveranstalter Donau Soja und ProTerra Foundation zertifizierte Soja erfüllt diese Anforderungen bereits.
Foto @SönkeGuttenberg, VLOG / Die Gipfelteilnehmer lauschen den Worten von Staatssekretärin Silvia Bender vom deutschen Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Eine stabile Lieferkette garantiert die Wahlfreiheit der Verbraucher
Staatssekretärin Silvia Bender vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betonte in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung von Wahlfreiheit und Transparenz, die erst durch Siegel wie "Ohne Gentechnik" ermöglicht werden. Sie zeigte sich beeindruckt von der internationalen Zusammenkunft von Experten aus der gesamten Wertschöpfungskette, aus Europa einschließlich der Ukraine, aus Brasilien, aber auch aus Afrika und den USA.
Taras Vysotskyi, Erster Stellvertretender Minister für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, erklärte in seinem Videostatement, dass sein Land trotz des Krieges weiterhin ein zuverlässiger Produzent und Lieferant von GVO-freiem Soja ist. Im Rahmen der Donau-Soja-Partnerschaftsprogramme werden bereits alle EU-Vorschriften eingehalten und die Freiheit von Abholzung ist garantiert.
Eduardo Sampaio Marques, Agrarattaché an der brasilianischen Botschaft in Berlin, erläuterte die Bedeutung Brasiliens in den globalen Lieferketten. Durch eine effiziente Landwirtschaft trägt es maßgeblich zur langfristigen Ernährungssicherung bei. Die Futtermittel dafür sind ausreichend vorhanden.
Bild@KarinHeinze/ Minister auf dem Bildschirm mit Moderatorin Tanja Busse
Faire Entlohnung für Nachhaltigkeitsbemühungen und langfristige Verträge
Die Notwendigkeit von fairen Lieferbeziehungen und langfristigen Verträgen zur Sicherung stabiler Lieferketten wurde von vielen Rednern betont. Der Tenor war, dass nicht nur die Landwirte in immer mehr Nachhaltigkeit investieren können. Vielmehr müssten die Kosten und die Wertschöpfung über die gesamte Kette hinweg gerecht verteilt werden. Planungssicherheit für die Erzeuger und die kontinuierliche Weiterentwicklung des "gentechnikfreien" Marktes - zum Beispiel im Bereich Schweinefleisch - seien ein zentrales gemeinsames Anliegen und enorm wichtig für den gentechnikfreien Anbau.
Foto @KarinHeinze / Die Referenten von großen Einzelhändlern in Österreich und Deutschland informierten über ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit. Von links: Andreas Lidauer, HOFER/ ALDI SÜD, Cristina da Silva Joaquim, REWE, Tanja Busse, Moderatorin, Fritz Konz, tegut, Lukas Wiesmüller, SPAR Österreich.
Der Handel setzt langfristig auf gentechnikfreie Sortimente
Bei der Podiumsdiskussion des Einzelhandels betonten alle Beteiligten - anwesend waren Vertreter von HOFER (ALDI SÜD), REWE, SPAR Österreich und tegut - dass das Non-GMO-Sortiment ein wesentlicher Bestandteil ihres Sortiments, ein wichtiger Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und eines langfristigen Engagements ist. Fritz Konz von tegut erläuterte, dass Gentechnikfreiheit eine wichtige Bedeutung hat, aber nur ein Schritt im ganzheitlichen Konzept von tegut ist, das Sortiment an Bio-Produkten zu erweitern. Denn Bio sei die beste Qualität und umfassendste Lösung für Umwelt- und Klimaprobleme. Stellt sich die Frage, ob der Schulterschluss zwischen Non-GMO- und Bio-Bewegung, der auf der EU-politischen Ebene beim Widerstand gegen die Deregulierung der Gentechnikgesetzgebung ja existiert, nicht weiter in Richtung Anbaumethoden ausgebaut werden kann. Die anwesenden Vertreter aus Brasilien winkten vehement ab, sie können sich die Umstellung auf zertifizierten Bio-Anbau offenbar nicht vorstellen.
Die Sondersituation der Ukraine
Vitaly Kushnir, Geschäftsführer der ATK Group, einem Hersteller gentechnikfreie Soja in der Ukraine, sprach die Tatsache an, dass die Beziehungen zwischen Landwirten und Herstellern immer enger werden. "Wir befolgen alle Regeln der EU in Bezug auf Nachhaltigkeit, Lagerung und Transport, aber wir haben aufgrund des Krieges extreme logistische Probleme. In 1,5 Monaten steht die Soja-Ernte an und wir wissen nicht, ob wir exportieren können. Die Volatilität der Preise ist ein zweites Problem." Natürlich wirkten sich auch viele andere Faktoren auf das sehr empfindliche System der Sojaproduktion aus: Wetter, Krieg, Klimakrise usw." Er forderte ein besseres Gleichgewicht der Risikoverteilung und den Aufbau eines nachhaltigeren Systems in der Zukunft zusammen mit allen Beteiligten. Auf der anderen Seite war er sehr dankbar für die Unterstützung des VLOG.
Bild @KarinHeinze / Dialog zwischen Brasilien (Mitte: Marcus, Erich Thieme, Caramuru Alimentos) und der Ukraine (Vitaly Kushnir, ATK Group)
Die Konferenz hat einen fruchtbaren Dialog zwischen Akteuren aus allen Bereichen und Ebenen, von der Saatgutproduktion bis zum Lebensmitteleinzelhandel, angestoßen. Durch einen solchen vertrauensvollen Austausch und eine gute Zusammenarbeit wäre es auch möglich, gemeinsam unzutreffende Behauptungen zu widerlegen, beispielsweise über die angeblich mangelnde Verfügbarkeit von GVO-freien Futtermitteln, die im vergangenen Jahr 2022 nach Beginn des Ukraine-Krieges immer wieder auftauchten.
Foto @KarinHeinze / Organisiert und koordiniert wurde die Konferenz von den wichtigsten Fachverbänden des "gentechnikfreien" Marktes: Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG), ARGE Gentechnik-frei, Donau Soja, European Non-GMO Industry Association (ENGA) und ProTerra Foundation. Von links: Alexander Hissting, Florian Faber, Susanne Fromwald, Heike Moldenhauer, Emese van Maanen.
Aufgrund des positiven Feedbacks der Teilnehmer denken die Organisatoren bereits über eine Wiederholung des International Non-GMO Summit im nächsten Jahr nach.
Das Programm und weitere Informationen zum International Non-GMO Summit 2023 finden Sie auf der Konferenz-Website.
Autorin: Karin Heinze, BiO Reporter International
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