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BODAN, der WIR-Großhändler stellt sich für die Zukunft auf

  • Autorenbild: BiO ReporterIn
    BiO ReporterIn
  • vor 4 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Traditionell am letzten Oktober-Sonntag fand die Bodan-Hausmesse in Friedrichshafen statt. Rund 190 Aussteller füllten die Tageslichthalle und freuten sich über das rege Interesse der rund 1000 Fachbesucher. Bodan-Geschäftsführer Sascha Damaschun zeigte sich sehr zufrieden und blickte im Interview auf anstehende wichtige Projekte, die das Unternehmen, aber auch den Verbund der Regionalgroßhändler, ab 2026 voranbringen sollen. Bio ist Herzensthema und Entwicklungsaufgabe, sagt Damaschun.


Eine durchweg gut gefüllte Halle und lebhafter Austausch prägten die BODAN Hausmesse. Foto: Bodan
Eine durchweg gut gefüllte Halle und lebhafter Austausch prägten die BODAN Hausmesse. Foto: Bodan

Interview Bodan-Geschäftsführer Sascha Damaschun


Die faire Partnerschaft mit den Erzeugern ist Sascha Damaschun besonders wichtig, Viele Lieferanten besuchten die Hausmesse.  Foto: Karin Heinze
Die faire Partnerschaft mit den Erzeugern ist Sascha Damaschun besonders wichtig, Viele Lieferanten besuchten die Hausmesse. Foto: Karin Heinze

„Bio ist Herzensthema. Wir sehen das als Entwicklungsaufgabe bis in die Landwirtschaft hinein, um gesunde Strukturen zu schaffen. Dabei sind wir gerne Partner.“

 

Wie zufrieden ist Bodan mit der diesjährigen Hausmesse?

Wir sind positiv überrascht, ja begeistert vom Zuspruch von Ausstellerseite. Mit rund 190 Ausstellenden und insgesamt über 1.300 Akteur:innen aus der Bio-Branche sind wir sehr zufrieden. Wir haben die Hausmesse in einen zweijährigen Rhythmus überführt, weil Messen ihre ganz eigene Dynamik haben, wobei die Begegnung im Vordergrund steht. Seit 2023 wechseln wir ab zwischen Hausmesse im einen Jahr und dem erweiterten Bodan-Partnerforum im Folgejahr. Bei der Hausmesse stehen – neben der Begegnung – die Produkte im Mittelpunkt. Beim Partnerforum diskutieren wir mit unseren Kunden Entwicklungskonzepte und Strategien und beziehen dabei auch die Hersteller als Gesprächs- und Entwicklungspartner ein. Dieses Format haben wir 2024 erstmals realisiert. Es hat sehr spannende Ergebnisse für die weitere Strategieentwicklung gebracht.


Um welche Entwicklungskonzepte und Strategien handelt es sich, was beschäftigt Bodan gerade?  


Beste Bio-Qualität und Spezialitäten aus der Bodensee-Region gehören zu den Kernkompetenzen.  Foto: Karin Heinze
Beste Bio-Qualität und Spezialitäten aus der Bodensee-Region gehören zu den Kernkompetenzen. Foto: Karin Heinze

Wir sind z.B. dabei, unsere Wirkungskalibrierung neu zu fassen. Unsere Kundschaft, geprägt von einzelunternehmerischen Läden, ist sehr individuell aufgestellt. Dem wollen wir künftig noch stärker Rechnung tragen und das gemeinsam mit den Herstellern gestalten. Wir wollen unsere finanziellen Engagements prüfen und genauer ausrichten, um weg von der Gießkanne, hin noch mehr zu ‚Pay for Performance‘ zu kommen. Dafür braucht es gute Indikatoren und klare Leistungsvereinbarungen. Das ist die Ebene, die wir gerade mit den Herstellern sehr intensiv spielen, also, was setzen wir an Mitteln ein – und zwar Hersteller und Großhandel gemeinsam – und welchen Effekt erzielen wir damit. Das Runterbrechen der Wirkungsanalyse auf die Einzelstandorte unserer Kunden fordert uns, fördert aber auch die Qualität der Zusammenarbeit. Gerade im Zusammenspiel mit den Herstellern entsteht ein echter Entwicklungspool, um Vermarktungshebel richtig anzusetzen, Kommunikationseffekte auszurichten und Erfolg zu optimieren.

 

Gibt es konkrete Maßnahmen und einen Zeitplan?

Wir werden auf der BIOFACH, gemeinsam mit den anderen Regionalen, eine neue digitale Einzelhandelsplattform präsentieren. Die gesamte an den Kunden gerichtete Kommunikation wird in einer gemeinsamen App gebündelt – mit Angeboten, Mehrwert-Aspekten, Herkünften, Informationen zu Produkten und generell zu Bio sowie zu Veranstaltungen. Hinzu kommen weitere Funktionalitäten wie das Teilen von Einkaufszetteln als Mehrwert für die Consumer-Community. Die App soll das Angebot der Regionalen und individuelle Angebote jedes Ladens samt regionaler Anbieter zusammenbringen.


Starke Partner: Das WIR Netzwerk Bio Power Bodensee und Tagwerk. Foto: Karin Heinze
Starke Partner: Das WIR Netzwerk Bio Power Bodensee und Tagwerk. Foto: Karin Heinze

Warum jetzt eine App?

In den letzten Jahrzehnten war Print das dominante Medium im Marketing. Aber gedruckte Sonderangebots-Flyer sind definitiv auf dem Rückzug. Print wird sich mittelfristig ganz auf den PoS reduzieren, etwa auf einen Aufsteller oder ein Angebotsblatt an der Kasse. Wir sind sehr gespannt, welche Effekte wir damit erzielen können, wenn es uns gelingt, die ganze Kette – vom Hersteller über den Groß- und Einzelhandel bis hin zum Konsumenten – digital zu fassen. Ein wichtiger Aspekt dabei: Wir können damit nicht nur neue Marketingkanäle bespielen, sondern auch direkt evaluieren, was vereinbarte Aktionen konkret gebracht haben. Wir sind mit dem Projekt gut aufgestellt und zuversichtlich, dass wir pünktlich starten können. Was uns gerade noch herausfordert ist der zusätzliche Programmieraufwand, den es braucht, um die App sehr individuell anpassbar zu machen.


Der Bodan-Stand war Treffpunkt für Begegnungen und Gespräche. Foto: Karin Heinze
Der Bodan-Stand war Treffpunkt für Begegnungen und Gespräche. Foto: Karin Heinze

Was sagen eure Einzelhandelskunden dazu?

Die Ladner warten schon darauf und wünschen sich die Plattform lieber früher als später. Wir denken, dass wir zur Biofach damit starten. Von der technischen Ebene her trauen es sich die Läden zu, und wir werden wo nötig Unterstützung bieten. Ziel ist natürlich eine möglichst einfache und elegante Bedienbarkeit der App. Wir entwickeln sie in Partnerschaft mit den Kollegen von Bits & Bytes – in enger Anbindung an die Einzelhandelssoftware BioOffice, sodass bestehende Kundenbindungssysteme und Rabattkarten einfach und nahtlos in die App integriert werden können. Der Kunde kann sein bestehendes System weiter nutzen, erhält aber über die App viele Zusatznutzen wie den digitalen Kassenbon, Einkaufs- und Favoritenlisten, die Verwaltung eines Punktekontos etc.

Zudem ist es spannend, die vielfältigen Aktivitäten der Hersteller in die App einzubinden und Cross-Marketing zu ermöglichen. Wir und unsere Kunden sehen einen deutlichen Mehrwert darin, nicht alles doppelt zu machen, sondern sich gut miteinander zu vernetzen.

 

Erzeuger, Hersteller, Ladner als Zukunftsgestalter. Foto: Karin Heinze
Erzeuger, Hersteller, Ladner als Zukunftsgestalter. Foto: Karin Heinze

Von dieser hochspannenden Geschichte zurück zur Marktentwicklung, wie geht es Bodan?

Aufgrund unseres differenzierten Geschäftsmodells mit vielen selbstständigen Einzelhändlern sind wir resilient aufgestellt, unsere Entwicklung ist gut und stabil. Da haben einige unserer Kollegen eher mit Herausforderungen zu kämpfen, weil sich in deren Vertriebsstruktur größere Blöcke bewegt haben. Wir sind zufrieden und sehen durchaus viele Kunden, die eine sehr positive Entwicklung verzeichnen, auch wenn freilich in den letzten zwei Jahren strukturelle Herausforderungen im Markt manche Geschäfte empfindlich getroffen haben. Auffällig und bemerkenswert ist, dass es aktuell viele Akteure gibt, die neu gründen oder bestehende Geschäfte übernehmen. Für solche ‚New Beginner‘ werden wir im Rahmen unseres Partnerkonzepts eine Art Erfa-Gruppenstruktur aufbauen, um sie bei der Integration in den Markt bestmöglich zu begleiten, ihnen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen und gutes Benchmarking zu bieten. Insgesamt beliefern wir über 400 Kunden im süddeutschen Raum, sowie Läden in Österreich, Südtirol und Slowenien.


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Gibt es weitere Themen, die Bodan bearbeitet?

Ein Entwicklungsthema, das uns beschäftigt, ist die Frage: Wie können wir Risiken in der Wertschöpfungskette anders verteilen? Wir haben dafür noch keine Lösung, aber sie zu finden ist dringend erforderlich. Bei landwirtschaftlichen Betrieben, die uns Obst, Gemüse und Frische liefern, liegen ca. 5/6tel der Risikolast. Es wird Zeit, die Risiken anders zu verteilen. Wir müssen hier zu einem solidarischen Ansatz kommen, uns miteinander vereinbaren und konkrete Formen der gegenseitigen Verantwortung und Partnerschaft finden. Wir können uns vorstellen, Institutionen wie die GLS Bank als Lösungspartner zu integrieren, bis hin zum Einbinden von Konsumenten. Bio ist für uns ein Herzensthema und eine partnerschaftliche Entwicklungsaufgabe – vom Acker bis zum Teller. Und diese bietet immer wieder neue und spannende Herausforderungen. Gut so!


Das Interview führte Karin Heinze

 

 
 
 

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